Ist mein Dach für eine extensive Dachbegrünung geeignet?

Ein Artikel von
Daniel Porzig
Aktualisiert am:
2/9/2024
Lesezeit:
7 Minuten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Zur Eignung deines Daches ist es grundsätzlich erforderlich, dass es 1. das zusätzliche Gewicht (55-80 kg/m²) statisch tragen kann und 2. die Dachabdichtung in gutem Zustand und wurzelfest ist. Zum Schutz der Dachabdichtung empfehlen wir standardmäßig eine Wurzelschutzfolie zu verwenden.
  • Kiesdächer können das Gewicht einer extensiven Dachbegrünung tragen, da das Gewicht des Kieses in etwa dem einer extensiven Dachbegrünung entspricht. Betondächer, wie sie häufig bei Garagen vorkommen, sind ebenfalls robust genug. In diesen Fällen ist keine separate statische Prüfung erforderlich.
  • Gartenhäuser, Metalldächer (Trapezdächer, Wellblech) sind in der Regel nicht geeignet für ein Gründach.
  • Aktuell begrünen wir lediglich Flachdächer mit einer Neigung von bis zu 15 Grad.

1. Statik: Hält mein Dach die zusätzliche Last aus?

Quelle: BuGG

Die wichtigste Überlegung bei der Planung einer Dachbegrünung ist immer die zulässige Dachreserve und damit die Frage, ob dein Dach das zusätzliche Gewicht der Begrünung tragen kann.

Ein ordnungsgemäß gebautes Dach berücksichtigt bereits temporäre Lasten wie Wasseransammlungen, Personenlasten für Wartungsarbeiten und Schneelasten. Das bedeutet, dass dein Dach in der Regel genügend Reserve hat und nicht direkt einstürzen würde, wie oft vermutet wird. Probleme treten oft erst bei maximaler Belastung auf, zum Beispiel wenn Schnee auf dem Dach liegt und gleichzeitig zwei Personen das Dach betreten. Damit dies nicht passiert, empfehlen wir die Dachlast fachmännisch überprüfen zu lassen.

Das Gewicht einer extensiven Dachbegrünung variiert je nach Aufbau zwischen 55 und 150 kg. Unsere Lösungen wiegen beispielsweise zwischen 55 und 80 kg/m² im wassergesättigten Zustand. Wichtig ist immer den wassergesättigten Zustand zu vergleichen, da durch Regen sich das Gewicht der Dachebgrünung und damit auch der benötigten Dachlast erhöht.

Es gibt einige Anzeichen, ob dein Dach die notwendige Dachlast aufbringt:

  • Kies: Wenn sich bereits Kies auf deinem Dach befindet (oder andere schwere Auflasten wie Steinplatten), ist eine Überprüfung der Dachlast nicht erforderlich. Eine Schicht von 1 cm Kies wiegt etwa 16-18 kg/m² und eine durchschnittliche Schichtdicke von 4-5 cm entspricht bereits dem Gewicht einer extensiven Dachbegrünung.
  • Betondecke: Betondecken sind physikalisch sehr belastbar und können viel Gewicht tragen. Viele Garagen sind beispielsweise mit Betondecken ausgestattet und können daher problemlos das zusätzliche Gewicht tragen. Es gibt auch verschiedene Arten von Beton, besonders tragfähig ist z.B. Stahlbeton.
  • Holzdecke: Jedoch auch Holzdecken können sehr hohe Lastreserven tragen. Bei älteren Holzdächern über 50 Jahren sollte sicherheitshalber der Zustand der Dachkonstruktion vor Ort geprüft werden, da sich mit dem Alter die Tragfähigkeit verringern kann. Bei einem Holzdach kommt es immer darauf wie lang, wie dick und in welchem Abstand die Holzbalken sind. Beispielsweise kann mehr Last getragen werden, wenn diese über die kurze, oder lange Seite deines Daches verlegt sind. Für eine erste Einschätzung hilft hier meistens bereits ein Foto von unten.
  • Gartenhäuser: Gartenhäuser sind für gewöhnlich nicht auf die zusätzliche Dachlast ausgelegt. Um eine präzisere Aussage zu erhalten, empfiehlt es sich, beim Hersteller nachzufragen oder in den beigelegten Unterlagen nachzulesen. Falls das Dach von einem professionellen Handwerker gebaut wurde, stehen die Chancen gut, dass es die erforderliche Last tragen kann. Um ein erstes Gefühl zu bekommen, stelle dich vorsichtig mit 1-2 Personen auf dein Dach.
  • Metalldächer: Bei Metalldächern (u.a. Trapezbleche und Wellbleche) empfehlen wir keine Dachbegrünung, durch die meist geringere Dachlast und den unebenen Untergrund. Nur in sehr seltenen Fällen eignet es sich. Für eine genauere Einschätzung kannst du auch einfach mal selbst auf das Dach gehen und sollte dies bereits bei stärkerer Belastung verformen, oder wackeln, knirschen dann kannst du davon ausgehen, dass es nicht für ein Gründach geeignet ist. Um die Problematik mit den unebenen Untergrund zu umgehen kannst du z.B. auch ein Schweißgitter auf dem Dach zusätzlich verlegen, um kostengünstig einen ebenen Untergrund zu schaffen.

Sollte anhand der Auflast (zum Beispiel Kies) und der Beschaffenheit des Dachs keine Rückschlüsse auf die Dachlast möglich sein, ist es empfehlenswert, die Dachlast durch einen Statiker anhand der Bauunterlagen überprüfen zu lassen. In einigen Fällen steht die Statik bereits in den Bauunterlagen. Die Angaben sind meistens in kN/m² angegeben und dabei entspricht 1 kN/m² ungefähr 100 kg/m². Beachte hierbei, dass zusätzlich noch die Schneelast berücksichtigt werden sollte. Diese kannst du hier online berechnen.

Wie finde ich die Bauunterlagen?

Wenn du deine Bauunterlagen nicht zuhause finden kannst, musst du nicht verzweifeln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um an diese wichtigen Dokumente zu gelangen. Hier sind ein paar gute Anlaufstellen, wo du die Bauunterlagen erhalten kannst:

  • Statiker/Architekten: Beim Bau des Gebäudes hat der Statiker und der Architekt die Bauunterlagen meistens in einem internen Archiv gespeichert.  
  • Bank: Sollte das Gebäude über eine Bank finanziert sein, dann hat diese Bank die Unterlagen ebenfalls in ihrem Archiv.
  • Hersteller: Falls es sich um eine Fertiggarage handelt, kannst du direkt den Hersteller kontaktieren und nach der verfügbaren Dachlast fragen.

Falls diese kostenlosen Optionen nicht funktionieren, kannst du das örtliche Bauamt aufsuchen. Dort kannst du die Bauunterlagen einsehen und Kopien machen. In einigen Städten sind die Bauunterlagen bereits digital verfügbar, jedoch fallen für die Einsicht in der Regel Kosten zwischen 15 und 60 € an. Zur Einsichtnahme wird ein gültiges Ausweisdokument sowie ein Eigentumsnachweis, wie beispielsweise der Grundbucheintrag, benötigt. Die genauen Schritte und Bedingungen können je nach Stadt unterschiedlich sein. Du kannst einfach durch die Eingabe des Begriffs "Bauakteneinsicht" zusammen mit dem Namen deiner Stadt in einer Suchmaschine weitere Informationen finden.

Unsere Empfehlung:

Grundsätzlich eignen sich sehr viele Flachdächer für eine extensive Dachbegrünung, denn es gibt auch spezielle Leichtdachaufbauten. Solltest du dir unsicher sein bei der genauen Dachlast empfiehlt sollte sich lieber für einen leichten Aufbau entschieden werden. Unsere DIY-Gründachbox light wiegt z.B. nur 55 kg/m². Jedoch lässt sich nur eine verlässliche Aussage auf Basis von Bildern, oder den Bauunterlagen treffen. Auf Basis von über 26 Jahren Berufserfahrung können wir eine praxisnahe Einschätzung geben. Eine 100%ig geprüfte Aussage kann jedoch ausschließlich von einem zertifizierten Statiker getroffen werden. Gerne vermitteln wir dich zu vergünstigten Konditionen an einen Partnerstatiker. Die Kosten liegen hierfür im hohen dreistelligen Bereich.

Sehr gut geeignet Prüfung notwendig Ungeeignet
Betondecken, Holzdecken unter 50 Jahren mit einem Leichtdachaufbau Holzdecken über 50 Jahren Metalldächer (Trapezblech, Wellblech), Gartenhaus

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2. Dachabdichtung: Ist meine Dachabdichtung einwandfrei und wurzelfest?

Dachhabdichtung prüfen:

Um lange Freude an der Dachbegrünung zu haben, ist es wichtig, dass sich die Dachabdichtung vor Beginn der Begrünung in einem einwandfreien Zustand befindet. Denn treten in Zukunft Undichtigkeiten auf, kann die Begrünung nur mit großem Aufwand entfernt werden. Wir empfehlen generell, die Abdichtung zu erneuern, wenn offensichtliche Mängel wie Blasen oder Risse vorhanden sind, oder wenn die Bitumenbahn (Dachpappe) ein Alter von 15 Jahren erreicht hat. Dächer mit Flüssigkunststoff, oder EPDM Foliendächer haben eine deutlich längere erwartbare Haltbarkeit von teils 50 Jahren.

Riss- und Blasenbildung in der Bitumenabichtung

Wurzelfestigkeit der Dachabdichtung prüfen:

Um Bauschäden durch Vegetation auszuschließen, muss die Dachabdichtung zusätzlich wurzelfest ausgeführt sein. Im Bestand ist von außen nicht erkennbar, ob die Dachabdichtung bereits wurzelfest ausgeführt wurde, daher empfehlen wir immer eine zusätzliche wurzelfeste Folie. Bei einer Dachbegrünung mit uns liefern wir die wurzelfeste Folie direkt mit. Sollte die Dachabdichtung erneuert werden, ist darauf zu achten, dass die neue Abdichtung direkt wurzelfest ist, so kann ein die zusätzliche Wurzelschutzfolie eingespart werden.

Unsere Empfehlung:

Bei offensichtlichen Mängeln sollte die Dachabdichtung zunächst erneuert werden. Zudem wenn die Bitumenabdichtung älter als 15 Jahre ist. Zunächst muss das Fundament einwandfrei sein, damit du auch langfristig Freude an der Dachbegrünung hast. Vor allem möchtest du nicht, dass in einigen Jahren die Dachbegrünung abgerissen werden muss, damit dein Dachdecker die Dachabdichtung reparieren kann. Die beste Lösung für Bestandsgebäude ist die Begrünung mit Dachbegrünugskassetten, wie unsere DIY-Gründachbox.

Diese können im Schlimmstfall rückstandslos abgenommen werden und nach der Sanierung wieder drauf gelegt werden. Somit besteht keinerlei Risiko und eine Erneuerung ist nur bei tatsächlichen Undichtigkeiten erforderlich, wodurch du Kosten sparst. Bei Bestandsgebäuden ist es schwierig herauszufinden, welche Dachabdichtung genau auf dem Dach befindet, daher empfehlen wir sicherheitshalber immer eine Wurzelschutzfolie um kein Risiko einzugehen.

Gerne prüft unser Dachdecker dein Flachdach unkompliziert. Am einfachsten ist es, wenn du einfach eine unverbindliche Anfrage stellst.

Limitation der Studienergebnisse
Quellen
Daniel, der Autor dieses Artikels, ist der Gründer von heygrün und Experte für extensive Flachdachbegrünung. Wenn du Fragen zu diesem Artikel oder zur Dachbegrünung hast, schreibe ihm: info@hey-gruen.de »
Für mehr grün auf dem Dach.